Geboren 1967 in Berlin. Zwei wunderbare Söhne.

Sprache, Sprachen und Schreiben sind mein Leben. Ich bin immer „in der Sprache“, denke über die Wörter nach und betrachte sie als Phänomen. Schon als Schülerin verdiente ich mir mein Taschengeld mit Übersetzungen. Ich beschäftige mich auf vielen Ebenen mit Sprache.

IHK-Ausbildung Fremdsprachenkorrespondentin mit Englisch und Spanisch, Tätigkeit als Übersetzerin bei den Alliierten Streitkräften in West-Berlin.  Nach der Wende 30 Jahre in der Universitätsverwaltung. Ausbildung als Sprecherin und Hörbuchsprecherin an der Sprecherakademie Berlin-Weißensee, Produktion und Moderation eigener Radiosendungen. Ausbildung zur Trauerautorin- und rednerin – im Nebenberuf seit Mai 2022. Seit Januar 2023 Verwaltung bei einem Träger für Menschen mit Beeinträchtigungen.

Foto: DAS FOTO – Jonas Groß

Meine Arbeit als Trauerrednerin empfinde ich als großes Glück. Trauer ist Liebe. Sie ist eine starke Kraft. Der Tod gehört zum Leben. Nur durch den Tod wird die Lebenszeit zu etwas Kostbarem. Der Tod ist in den Medien allgegenwärtig. Trotzdem fällt uns das Sprechen über Tod und Trauer schwer. Hinterbliebene leiden oft stumm und im Verborgenen. Freunde und Bekannte winden sich, um passende Worte zu finden. „Du darfst dich nicht so hängen lassen! Kopf hoch, das wird schon wieder! Das Leben geht weiter!“ Sätze wie diese fordern Trauernde dazu auf, so bald wie möglich das Tal der Tränen zu verlassen und in den Normalzustand zurückzukehren. Es gibt viele gut gemeinte Ratschläge, die den Betroffenen wie ein Hohn erscheinen müssen. Hinter solchen Äußerungen stehen oft Unsicherheit, mangelndes Mitgefühl, oder Ignoranz.

Trauer ist eine Form der Liebe, eine intensive Hinwendung zu einem anderen Menschen. Wir trauern nur intensiv um Menschen, mit denen wir eine Bindung eingegangen sind und die uns etwas bedeutet haben. Und wie die Liebe ist auch Trauer nicht passiv sondern eine aktive Haltung, ein Vorgang, ein dynamischer Prozess. Die Trauer verschwindet nicht aus meinem Leben. Das soll sie auch nicht. Sie verändert sich mit den Jahren, und ich lerne, mit ihr zu leben.

Trauer erzählt eine wichtige Geschichte über Liebe und Verbundenheit. Sie ist eine genau so starke, bewegende und verändernde Emotion wie Liebe, und genau so braucht sie die Möglichkeit des persönlichen Ausdrucks und des Freiraums für persönliches Handeln. Denn dann kann sich der Schmerz, der uns zunächst noch zerreißt, allmählich verwandeln. Nicht jetzt, aber irgendwann werden wir ihn wie einen kostbaren Diamanten tragen. Als etwas, das uns mit unseren Lieben verbindet, selbst über den Tod hinaus. Den Platz eines verstorbenen Menschen kann niemand einnehmen. Die geliebte Person bleibt nahe und lebt in der Erinnerung weiter. Bis in alle Ewigkeit.

Mit dem Tod war ich einige Male in Berührung gekommen. Aber erst, als mein Vater starb, wurde mir die Endlichkeit unseres Daseins wirklich bewusst. Ein Mensch, der immer da war, mit dem ich lachen, streiten und diskutieren konnte, der mein Leben so maßgeblich geprägt hatte, ist plötzlich gestorben. Meine gesamte Einstellung zum Leben veränderte sich. Aber auch die zum Tod. 

Zunächst setzte ich mich an den Computer um Stichpunkte über meinen Vater aufzuschreiben. Darum hatte mich der Trauerredner vor seinem Besuch gebeten. Als ich den Computer ausschaltete, hatte ich, ganz unbeabsichtigt, eine vollständige Rede geschrieben. Sie wurde übernommen und kam sehr gut an. Erst einige Zeit später erkannte ich durch die Ausbildung zur Trauerautorin und -rednerin etwas zutiefst Sinnstiftendes. Meine Trauer verläuft nicht in klar abgegrenzten Phasen. Von solchen Phasen hatte ich damals gelesen. Wenn ich der Meinung bin, jetzt kann ich akzeptieren, dass mein Vater nicht mehr da ist, trifft mich eine neue Welle der Trauer und des Vermissens mit voller Wucht. Es ist schön, meinen Vater, den Opa meiner Söhne, bei uns zu haben, immer, wenn wir über kleine Geschichten und Anekdoten lachen. Und jedes Mal am Meer singe ich „seine Lieder“ – die er sang, als ich ein Kind war und wir Hand in Hand Richtung Meer zum Schwimmen gingen. Danke, Papa!